Für guten Journalismus braucht es bessere Löhne und Arbeitsbedingungen - Neuer Gehaltstarifvertrag für Redakteur*innen an tarifgebundenen Tageszeitungen

Nach monatelangem Ringen hat sich die Journalist*innengewerkschaft DJV mit dem Verband der Zeitungsverleger BDZV auf einen neuen Tarif für Zeitungsjournalist*innen verständigt. Die DJU hat sich dem Gehaltstarifvertrag in der heute endenden Erklärungsfrist nicht angeschlossen, da sie eine Gehaltsanpassung unterhalb eines Inflationsausgleichs sowie eine Tariflaufzeit von nur 2,5 Jahren nicht akzeptieren kann.

Tatsächlich werden von diesem Tarifabschluss bei weitem nicht alle Journalist*innen profitieren. Nur die Journalist*innen der tarifgebundenen Zeitungsverlage werden in den kommenden zwei Jahren auf Grundlage dieses Abschlusses rückwirkend zum 1. Mai um 1,9 Prozent mehr Gehalt beziehen (plus Einmalzahlung von 500 Euro). Mit dem 1. Mai 2019 steigen die Gehälter um weitere 2,4 Prozent an (plus Einmalzahlung von 600 Euro zum 31. März 2020). Auch Volontär*innen und Berufsanfänger*innen, die oft zu schlechteren Konditionen eingestellt werden als dienstältere Kolleg*innen, erhalten in Zukunft etwas höhere Löhne. Insgesamt bleiben die Reallöhne von Zeitungsjournalist*innen aber klar zu niedrig.

Mit Outsourcing, Tarifflucht und immer kleineren Redaktionen, mit freien statt festangestellten Mitarbeiter*innen und Arbeitsverdichtung wird die Zeitungskrise seit Jahren auf dem Rücken der Journalist*innen ausgetragen. Das schwächt nicht nur die Grundlagen für Qualitätsjournalismus, sondern auch die Verhandlungsmacht der Beschäftigten im Streit für faire Arbeitsbedingungen. Insofern ist dem Tarifabschluss zugute zu halten, dass er auch für Feste Freie Journalist*innen gilt.

Gerade in Zeiten salonfähig werdender „alternativen Fakten“ ist „Kostendruck“ und Knauserigkeit bei den Löhnen derer, die für die gesellschaftliche Verständigung und demokratische Meinungsbildung sorgen, eine Fehlentwicklung. Gute, kritische und ausgewogene Recherchen sind grundlegend für die Debattenkultur in unserer Gesellschaft. Dazu braucht es in den Medien sichere Arbeitsplätze mit vernünftigem Auskommen. Wenn die Arbeit für Journalist*innen besser wird, profitieren wir letztlich alle.