Frauen in der Arbeitswelt weiter nachweislich benachteiligt – Achelwilm: „Wir brauchen echte gleichstellungspolitische Wende“

Laut einem Bericht der AllBright-Stiftung sitzen zum Stichtag 1. September 2019 erstmals mehr Frauen in den Vorständen der 160 börsennotierten deutschen Konzerne als Männer mit den Vornamen ‚Thomas‘ und ‚Michael‘. In Zahlen ausgedrückt sind das 9,3 Prozent, ein Anstieg um 1,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Bei den Dax-Unternehmen sind 14,7 Prozent der Vorstandsmitglieder Frauen. Deutschland hängt damit im internationalen Vergleich weiter zurück: In Schweden liegt der Frauenanteil der Top-30-Unternehmen bei 22,7 Prozent, in Großbritannien bei 22,3 und in Frankreich bei 19,8 Prozent.

Doris Achelwilm, gleichstellungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, kommentiert: „Diese Zahlen stehen für einen gleichstellungspolitischen Status Quo in Deutschland, der unterirdisch ist. Solange die gesetzlichen Regelungen es zulassen, dass Unternehmen ‚Null‘ als Zielgröße für die Steigerung ihres Frauenanteils nennen, wird sich nichts an der seit Jahrzehnten sprichwörtlichen ‚gläsernen Decke‘ für Frauen ändern. Ich bin gespannt, was der von Ministerin Giffey jetzt angekündigte Gesetzentwurf zur Steigerung des Frauenanteils in den Vorstandsetagen für Register ziehen will, um das Schneckentempo zu beschleunigen.“ DIE LINKE fordert eine mit Sanktionen verbundene verbindliche Frauenquote von 50 Prozent für Aufsichtsräte und Vorstände aller Unternehmen.

Achelwilm weiter: „Für das Ziel echter Gleichstellung braucht es aber selbstverständlich noch so einiges mehr als Frauenquoten für Spitzenpositionen. Es kann nicht angehen, dass Frauen insgesamt im Schnitt mit 26 Prozent weniger Rente dastehen als Männer. Das sind 140 Euro jeden Monat, 1.666 Euro jedes Jahr. Das zahnlose Entgelttransparenzgesetz tut diesem Skandal leider keinen Abbruch. Auch hier erwarte ich, dass Konsequenzen gezogen werden und ein echtes Lohngleichheitsgesetz mit wirksamen Sanktionen und einem Verbandsklagerecht auf den Weg gebracht wird. Und natürlich muss endlich Schluss sein mit dem Ehegattensplitting, das durch seine steuerlichen Fehlanreize die Lohnungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern verschärft.“

Achelwilm abschließend: „Es ist höchste Zeit für eine gleichstellungspolitische Wende, für einen großen Wurf. Dazu gehören die gerechtere Verteilung von Sorgearbeit und ein neues Normalarbeitsverhältnis. Wir fordern einen Mindestlohn von 13 Euro, höhere Tarifbindung und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ab dem ersten Euro, damit Schluss ist mit systematischem Lohndumping und prekärer (Frauen-)Arbeit. Wir brauchen eine solidarische Mindestrente, die Altersarmut verhindert. Konsequente Gleichstellung bedeutet bessere Lebensverhältnisse für alle. Hierfür gilt es, größere Sprünge zu machen.“