Fraktion DIE LINKE stellt Antrag für geschlechtergerechte Filmförderung

Bei der laufenden Berlinale waren sieben der 17 Filme im Wettbewerb von Regisseurinnen (lies: Frauen) – was im Vergleich zu den Vorjahren viel ist. Für die nächste Berlinale hat der scheidende Festivaldirektor Dieter Kosslick der Filmbranche nun die paritätische Devise ‚50/50 bis 2020‘ aufgegeben. Denn eine gesicherte Entwicklung zu tatsächlicher Geschlechtergleichstellung ist hier noch lange nicht der Fall. Im deutschen Kinofilm liegt der Anteil von Regisseurinnen gegenüber Regisseuren laut Bundesverband Regie bei nur 22 Prozent. Von den jährlich ca. 400 Mio. Euro Filmförderung von Bund und Ländern an deutsche Kino- und Serienproduktionen profitieren hauptsächlich Projekte, deren Schlüsselpositionen männlich besetzt sind. Dabei schließen an den Filmhochschulen gleich viele Frauen wie Männer für diese Berufe erfolgreich ab. Filme von Frauen gewinnen mehr Preise und gelten auch als ‚wirtschaftlicher‘. Das nichtsdestotrotz bestehende Missverhältnis bei der Berücksichtigung der Geschlechter in Sachen Geld, Sichtbarkeit und Anerkennung ist seit Jahrzehnten bekannt, doch haben die Selbstverpflichtungen der Branche zu Geschlechtergerechtigkeit kaum für Bewegung gesorgt.  

Die Fraktion DIE LINKE. im Bundestag fordert daher mit einem Antrag,  der jetzt parallel zur Berlinale in die Parlamentsabläufe eingespeist wird, Fördermittel geschlechtergerecht zu vergeben. Mindestens die Hälfte der Förderung aus Bundesmitteln soll in Projekte fließen, in denen Frauen auf Ebene von Produktion, Regie und Drehbuch verantwortlich vertreten sind.  

Doris Achelwilm, medien- und gleichstellungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, kommentiert: „Es ist inakzeptabel, wenn öffentliche Fördermittel dazu beitragen, Geschlechterbenachteiligung zu verfestigen. Die Parole ‚50/50 bis 2020‘ darf nicht nur für Prestigeprojekte ausgerufen werden, sondern muss gesetzliche Leitlinie in der Breite der Filmbranche werden. Dass strukturelle Maßnahmen nötig und wirksam sind, zeigt u.a. Schweden, wo die Regisseurinnenquote innerhalb weniger Jahre von 15 auf 47 Prozent erhöht wurde. Mehr Frauen hinter der Kamera führen erwiesenermaßen zu abwechslungsreicheren Stoffen auf der Leinwand und dem Bildschirm – was ebenfalls nicht schaden kann. Und was Frauen vor der Kamera – also Schauspieler*innen und filmische Protagonist*innen – anbetrifft, erhoffen wir uns von einer gerechteren Filmförderung, dass Frauenrollen weniger stereotyp und nachrangig besetzt werden. Die Perspektiven und Geschichten von Frauen aller Altersgruppen müssen sichtbar werden.“

Der Antrag "Filmförderung geschlechtergerecht vergeben" findet sich hier.